Traumhaftes Hinterland von Mesolongi – und, wer kennt den Hafen Astakos?

Genauso wenig, wie wir eine Lagunenlandschaft in dieser Region Griechenlands erwartet hatten, genauso überrascht waren wir vom satt-grünen Inland hinter den Bergen. Und, wer hätte gedacht, dass wir dort beim größten See Griechenlands landen? Was für ein genialer Tagesausflug!

CARLOTTA schwojte entspannt am Anker, und wir mieteten uns einen Leihwagen im Hafenshop Mesolongis. Selbstverständlich zahlten wir die geforderten fünf Euro extra, damit wir mehr als 100 Kilometer zurücklegen durften. Wir hatten immerhin eine riesige Runde geplant.

Mit historisch-alten Steinen ging es los. Nordwestlich von Mesolongi liegt NEW PLEURON, eine antike Stadt, die vor rund 2300 Jahren an den Berghang gebaut wurde.

Was uns dort so besonders reizte, war das Amphitheater, was teil-restauriert wurde und heutzutage für Aufführungen genutzt wird. Interessanterweise auch an diesem Tag. In unserem aktuellen Video seht Ihr deshalb gleich Ausschnitte aus einer Romanze sowie einem Drama…😉🙄

Unser zweiter Stop lag auf einer Insel. Die Altstadt Etolikos bedeckt dort jeden Zentimeter und ist nur über zwei Brücken zu erreichen.

Eine kleine Stadt mit schmalen Gassen, wenig touristisch und irgendwie sehr sympathisch.

Ende Mai ist sowieso noch Vorsaison, und wir wurden beim Rundgang von den Bewohnern fast schon wie Aliens betrachtet. Aber, sowohl die in lockeren Runden zusammensitzenden Männer – meist älter und mit Drink vor sich 😉🍷🍻 – als auch die oft in schwarz gekleideten, Kaffee trinkenden Damen winkten uns fröhlich zu.

Dann ließen wir die Lagunenwelt hinter uns und fuhren in die Berge. Unfassbar, wie grün es auf dieser Seite wurde. Die Hauptstrasse führt durch kleine Orte am Berghang entlang: links unten der riesige See, rechts die Berge mit Büschen und Bäumen.

Es gibt in der Region zahlreiche Klöster, die oft noch bewohnt und bewirtschaftet sind. Eins davon peilten wir nach einem Lunch an, die Nonnen sollten leckeren Kaffee anbieten. Herrliche und erfreulich intakte Serpentinenstraßen führten uns vor das Klostertor. Statt Kaffeeduft erwarteten uns Bauarbeiter, die mit schwerem Gerät an der Straßen- und Mauerbefestigung arbeiteten. Bzw., bei unserem Erscheinen nicht mehr…😉 Ein paar griechisch-englische Brocken später öffneten sie für uns das Tor! Wow, wie nett und vertrauensvoll.

Von Nonnen keine Spur, nur ein paar Katzen faulenzten im Schatten – unser Kaffeedurst stieg an…

Dann also mal runter an den See. Da muss es doch irgendwo so ein Café Seeterrassen geben… vonwegen, alles geschlossen…tatsächlich hatten wir die Vorsaison unterschätzt, die Ende Mai immer noch spürbar ist. Was uns also auf der einen Seite ziemlich Touristen-leere Orte beschert, bedeutet auf der anderen Seite, vor verschlossenen Türen zu stehen. Und das bei dem zunehmenden Kaffeedurst ☕️☕️🥴, wirklich grausam, so langsam ab 14.30 Uhr.

Mit seinen rund 98 Quadratkilometern ist der See der größte natürliche See in Griechenland. Im Norden und Nordosten des Seeufers steigt das Massiv des Panetoliko auf. Wie man gut erkennen kann, sind die Ufer des Sees entweder bewaldet oder von landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben. Wie auch in der Lagunenwelt Mesolongis besteht hier ein Vogelparadies. Es siedeln am See ca. 200 Vogelarten, von denen 50 als selten vorkommend gelten. Eine wirklich wunderschöne Gegend, die uns mit ihrem satten Grün und Blau begeisterte. Wer hätte das so in Griechenland vermutet??

Unsere Suche nach frischem Kaffeeduft führte uns wieder hinauf in Berge, bis zur historischen Brücke über die Schlucht am Fluß Evinos.

Genauso wackelig – von instabil wollen wir mal nicht sprechen 🥴 , wie die Holz- und verrostete Metallstruktur aussah, so klapperig hörte es sich beim Überqueren der Schlucht auch an. 16 Tonnen soll das Konstrukt noch tragen können, und das hatte für uns und unseren kleinen Pkw allemal gereicht. Und, auf welcher zauberhaften Terrasse wir auf der anderen Seite dann endlich unseren Kaffee bekamen, seht Ihr gleich im Video.

Eine Stunde später erreichten wir wieder die Meereshöhe und zwar genau an der Meeresenge zwischen dem Golf von Patras und dem Golf von Korinth. Schon 1880 hatten sich die Griechen Gedanken gemacht, wie man das Festland (hier auf unserer Seite) mit der Halbinsel Peleponnes verbinden kann. Technisch war es dann über 100 Jahre nicht möglich, eine stabile Brücke zu planen geschweige denn zu bauen. Die Überquerung sollte halt an der schmalsten Stelle stattfinden, wobei die Meeresenge mit gut 2,5 km nicht gerade schmal ist. Das Wasser strömt dort gewaltig, ist teils 60 Meter tief, und der Grund bietet kein stabiles Baufundament. Es gibt viele Stürme mit mehr als acht Beaufort, enorm hohen Schiffstraffic, und das alles in einem Erdbebengebiet 😳 . Brückenbau unter diesen Prämissen war ein mehr als anspruchsvolles Vorhaben.

Ich empfehle Euch, den Eintrag zu dieser imposanten Rio-Andirrio-Brücke in Wikipedia nach zu lesen. Wirklich beeindruckende Ingenieurskunst, die 2014 zu diesem Prachtbau geführt hat.

Diesen vollgepackten, herrlich intensiven Ausflugstag ließen wir am Strand vor Mesolongi beim Sonnenuntergang ausklingen. Was waren wir abends beseelt von den vielen Eindrücken und Erlebnissen, aber, seht selbst und lasst Euch mitreißen.

Der Film nimmt Euch dann auch auf unsere Weiterreise mit. Wir segelten auf ‘ausgetretenen Pfaden’ wieder zur Petalas Bay – Achtung: Angelabenteuer nicht verpassen… 😉 – und von dort weiter zur Hafenstadt Astakos. Mal wieder an einer Promenade anlegen und Kleinstadtfeeling aufsaugen. Sehr nett, ganz gemütlich und landschaftlich sehr attraktiv. Welche Rolle rosa Vierbeiner dabei spielten und wieso Astakos auch eine negative Seite hat, seht Ihr gleich. In gut 25 Minuten gibt es farbenprächtige Bilder, fröhliche Geschichten sowie wichtige Informationen zu den Segelgebieten und Häfen. Los geht’s:

11. Etappe am 1. Juni von Mesolongi in die Petalas Bucht; 34 Meilen, davon 16 wunderbar segelnd
12. Etappe am 4.6. weiter nach Astakos; von zehn Meilen nur einen unter Motor