Durch den Kanal nach Mesolongi

An dieser Stelle kläre ich einfach gleich mal auf: für die Stadt Mesolongi gibt es zig verschiedene Schreibweisen, die alle ihre Gültigkeit haben. Jeder kann sich nach seinem Geschmack eine davon aussuchen, wie z.B. Messolongi, Messolonghi, Missolonghi, Missolunghi, Mesolongion. Ich habe mich für diese simple Version gemäß Wikipedia entschieden.

Aber erstmal ging es für uns im Norden Meganisis los. Da hatten wir gerade mal ein paar Tage in unserem Sehnsuchtsziel verbracht, und schon wechselten wir wieder gen Süden. Ihr erinnert Euch aber sicher, dass unsere Ankererlebnisse in den besonders schönen Buchten nicht zum weiteren Verweilen einluden. Dazu noch passender Wind, und, schwups, segelten wir in Richtung Kanal von Patras.

Im Video zeigt sich mal wieder das Besondere am Segeln im Ionischen Meer: da kann der Wind mit Stärke fünf und mehr blasen, und doch entsteht kaum Welle. Herrlich!! Da möchte man überhaupt nicht mehr aufhören, zu segeln.

Da wir uns die Strecke bis Mesolongi aber in zwei Etappen eingeteilt hatten, endete der Segelspaß in der Bucht von Petalas. Petalas heißt eine Insel, die dem griechischen Festland vorgelagert ist und den westlichsten Zipfel des riesigen Lagunen- und Marschlands in dieser Region markiert. Ja, richtig gelesen: Marschland… Kaum zu glauben, wenn man sich übliche Bilder von Griechenland vor Augen führt. Wer denkt da schon an Salzwiesen und Lagunen??

Die Ankerbucht bei Petalas ist an sich nicht so der Hingucker. Immerhin ist sie riesig und umgeben von diesem hügeligen Flachland. Bäume sind selten, die Oberfläche ähnelt eher einer Steppe mit kleinem Buschwerk und Felsen. Ziegen fühlen sich hier wohl, dazu viele Vogelarten und Fische. Orte bzw. Ansiedlungen sind von der Bucht aus nicht zu erkennen. Also, alles in allem eine extrem weitläufige und sehr ruhige Bucht. Genial, nach unseren ‘Abenteuern’ in Meganisi.

Für alle Technikfans haben wir während unserer Ankerzeit in dieser Bucht auch etwas im Angebot. Immerhin hatte Micha eine Idee, was unsere lange Ankerkette und die Probleme im Ankerkasten angeht. Schaut mal im Video, wie die aktuelle Idee zur Umsetzung kam.

So eine Bastelei geht ja übrigens prima, wenn das Wetter nicht zu sommerlich ist. Und regenschwere sowie optisch fast lebendig anmutende Wolken hatten wir dort einige Ende Mai.

Der wichtige Teil des Törns begann nun aber erst. Südlich eines Lagunengebiets peilten wir die Zufahrt zum Kanal nach Mesolongi an. Warum die Durchfahrt etwas tricky ist und worauf man achten sollte,  erfahrt Ihr im Video. Vor allen Dingen zeigt uns aber DAISY das Besondere an dieser Region inklusive Fahrrinne bis Mesolongi. Der WOW-Effekt ist vorprogrammiert 🙂 .

Ein weiterer Schwerpunkt in unserem aktuellen Film bildet unser Ankerprozess. Angekommen in der Bucht vorm Hafen von Mesolongi nehmen wir Euch mit in unsere Entscheidung für eine ‘Ankerlücke’, die Formel für die richtige Kettenlänge sowie das Einfahren, Finalisieren bis hin zur Anker-App. Gerade nach unserem Erlebnissen auf Meganisi in der Abelaki Bay schien uns das hier gut zu passen.

Vom Ort Mesolongi haben wir kein Foto 🙁 . Ist aber auch kein Wunder, da es sich weder um einen schmucken Touri-Hotspot handelt, noch eine charmante Altstadt vorhanden ist. Historisch ist die Bedeutung dieser Stadt aber gewaltig. Mesolongi wurde im frühen 16. Jahrhundert gegründet und erlangte vor allem während der Griechischen Revolution in den 1820er Jahren Berühmtheit. Die Stadt gilt bis heute als Symbol des griechischen Widerstands gegen das Osmanische Reich, hat damals aber fast alle Bewohner während einer Belagerung bzw. im finalen Kampf verloren. Viele Helden von damals würdigt man durch Büsten und Statuen quer durch die Stadt.

Uns war es wichtig, die Marina, Einkaufsmöglichkeiten und die hafennahe Infrastruktur kennen zu lernen. Immerhin nutzen viele Yachties diesen extrem geschützten Hafen zur Überwinterung. Wir hatten viel Gutes gehört und machten uns nun selbst ein Bild – man weiß ja nie, evtl. bot sich dies Winterquartier auch für CARLOTTA und uns an.

Auf den ersten Blick ist alles vorhanden: ein gut organisiertes und freundliches Team im Hafenbüro, ein Yachtshop mit angeschlossener Autovermietung, Waschmaschinen und Trockner sowie ein Café/Restaurant, das jeden Freitag ab 18 Uhr zur Happy Hour für die Yachties einlädt. Supermärkte einschließlich Lidl sind gut zwei Kilometer vom Hafen entfernt. Aber, was blöd ist, der Weg dahin ist unschön. Überall sieht man, dass ein Investor den Standort zwar zu einer hyper-modernen Marina ausbauen will, voran geht es aber gar nicht. Schmutz und Schrott, kaputte Wege und teilfertige Installationen wohin man schaut. Wirklich schade. Unsere Entscheidung stand früh fest: zum Wohlfühlen über mehrere Wintermonate hinweg, reicht es uns rund um die Marina Mesolongi nicht. Zum Glück bestand ja aber auch keine Notwendigkeit für dies Jahr – wir segeln ja noch einmal zurück nach Sizilien, nach Marina di Ragusa.

Eine schöne Zeit vor Anker hatten wir aber auf jeden Fall. Nachmittags brauten sich zwar täglich imposante Gewitterwolken über den Bergen auf, blieben dort aber hängen bzw. wetterten sich ab.

Gut 24 Minuten lang ist der aktuelle Film. Wie gewohnt, erwartet Euch eine bunte Mischung aus Segelei, Aktivitäten in den Ankerbuchten und den dazu gehörenden Landschaften. Elegant-schwimmende Begleiter sind diesmal auch wieder dabei. Gute Unterhaltung!

9. Etappe am 24. Mai von Meganisi – Abelaki Bay nach Petalas: 20 Meilen unter Segel, vier per Motor
10. Etappe weiter nach Mesolongi am 28.5.: 26 Meilen, davon leider nur fünf segelnd